Rhetorik: Wie ein uraltes Stilmittel Sie außerordentlich erfolgreich macht (Tipps zur rhetorischen Frage)

Eigentlich ist sie seit Jahrzehnten ein alter Hut. Und doch würden nur Waghalsige auf sie verzichten, denn sie ist so effektiv wie kein anderes rhetorisches Stilmittel: die rhetorische Frage.

Wer sie klug einsetzt, der erhöht seine Chancen, zu überzeugen, signifikant: Denn die rhetorische Frage gewinnt Aufmerksamkeit, verleiht Aussagen Nachdruck, macht Vorträge und Gespräche aufregend gefühlvoll und sie lenkt diese in die Richtung, die sich für Sie bezahlt macht.

Der Unterschied zwischen einer Rede mit oder ohne rhetorische Frage ist so gewaltig wie der Unterschied zwischen einem Blitz und einem Glühwürmchen. Unsere Stuttgarter Rhetorik-Trainer geben deshalb eine ausführliche Anleitung (mit Beispielen), wie Sie rhetorische Fragen für sich gewinnbringend einsetzen.

Was ist eine rhetorische Frage und warum ist sie so nützlich?

Der Name dieses beliebten rhetorischen Stilmittels ist irreführend, denn sie erscheint zwar im Gewand einer Frage, ist in Wahrheit aber gar keine:

Auf eine rhetorische Frage erwartet der Fragende keine (informative) Antwort, sondern es geht ihm dabei um die verstärkende Wirkung seiner Aussage […]. Die Antwort auf eine rhetorische Frage ist demnach Zustimmung oder Ablehnung, nicht aber Informationsvermittlung.

Die rhetorische Frage stellt eine Frage, deren Antwort offensichtlich ist. Die Gedanken der Zuhörer werden dadurch aber sofort in die Richtung gelenkt, die die Frage vorgibt.

Indem sie eine Aussage vorwegnimmt, bietet Ihnen die rhetorische Frage die Möglichkeit, in einem Gespräch die Führung zu bekommen und zu behalten.

Sie kann aber auch zum Nachdenken anregen und damit den Weg bereiten für die Lösung, die Sie im Laufe der Präsentation, Rede oder des Dialogs präsentieren werden.

Außerdem verleiht sie durch den fragenden Charakter Aussagen genügend Nachdruck, ohne den kommandierenden Duktus einer Aussage oder eines Appells anzunehmen.

Kurz: Die rhetorische Frage ist ein Allround-Talent, das Ihnen eine Vielzahl an rhetorischen Möglichkeiten bietet, ohne Sie schlecht dastehen zu lassen. Nicht übel für eine Scheinfrage, oder?

Was ist die Wirkung einer rhetorischen Frage? Und wie nützt Ihnen das konkret?

Wie bei allen Rhetorik-Tipps gilt auch hier:

Die Wirkung der rhetorischen Frage hängt ab vom Kontext, in dem sie gestellt wurde.

Die eine Wirkung gibt es nicht. Dafür ein Arsenal unterschiedlicher Wirkungen, die Sie sich je nach Bedarf in Vorträgen, Reden oder Gesprächen zunutze machen können.

  1. Eine rhetorische Frage konkretisiert, verdeutlicht und drängt zu einer Entscheidung: Sie ist eine getarnte Aussage, dadurch wird das Gespräch oder der Vortrag automatisch auf ein Thema fokussiert. Sie hilft Ihnen dabei, nicht abzuschweifen und das Ziel des Vortrags oder Meetings nicht aus den Augen zu verlieren.
  2. Eine rhetorische Frage sichert Ihnen die Aufmerksamkeit des Publikums: Wie Studien zeigen, hören die Leute spätestens alle 7 Minuten auf, jemandem zuzuhören, da die Konzentrations-Fähigkeit des Gehirns überschritten wurde. Eine rhetorische Frage bringt Abwechslung in den Vortrag. Die Rhetorik-Trainer von Baber Consulting haben Ihnen hier weitere Rhetorik-Tipps zusammengestellt, wie Sie auch lustlose Menschen zum aufmerksamen Zuhören bringen.
  3. Eine rhetorische Frage bringt Gefühl in den Vortrag: Wer überzeugen will, muss sein Publikum bisweilen mitreißen. Große Entscheidungen können nicht einzig mit kühler Vernunft vermittelt werden. Deshalb die rhetorische Frage:

Die rhetorische Frage ist ein affektives Stilmittel, das Eindringlichkeit vermittelt. Ihre Funktion umfasst zum Teil den Ausdruck von Ungeduld, Unwillen, Beleidigung, Verwunderung / Ungläubigkeit / Staunen und Nachdrücklichkeit, aber ebenso von Zustimmung, Überzeugung und Überredung.

Diese Typen rhetorischer Fragen sollten Sie in Ihren nächsten Vortrag einbauen

Unsere Rhetorik-Trainer haben die Masse an rhetorischen Fragen einmal sinnvoll geordnet, damit Ihnen ein einziger Griff in den Rhetorik-Werkzeugkasten ausreicht:

  1. Die Ansprache des Zuhörers: „Was würden Sie anders machen, wenn Sie an meiner Stelle wären? Wahrscheinlich dies…“ Das rüttelt wach und regt kurz zum Nachdenken an. Es sorgt außerdem für eine engere Bindung zwischen Redner und Publikum – und die ist essentiell für den rhetorischen Erfolg.
  2. Die prüfende Frage: „Haben Sie sich das gut überlegt? Denn diese Gründe könnten dagegen sprechen…“ Wer so abwägend argumentiert, der wirkt fundiert und durchdacht.
  3. Die zweifelnde Frage: „Was sollen wir tun?“ Sie bringt Dramatik ins Spiel, was nie schaden kann, wenn Sie Aufmerksamkeit gewinnen oder jemandem den Ernst der Lage vermitteln wollen. Auch abseits dessen ist sie sehr nützlich: Um Zweifel weniger offensiv rüberzubringen, als wenn Sie sagten: „Das bezweifle ich.“
  4. Die theoretisierende Frage: „Was sind die größten Herausforderungen?“ Das lässt jeden besser zuhören, als wenn Sie eine lange Liste von Problemen aufzählen würden. Ideal als Rede-Einstieg geeignet – vor allem für Stegreif-Reden. (Hier gibt’s zusätzliche Rhetorik-Tipps für den unbeschwerten Spontan-Vortrag)
  5. Die hypothetische Frage: „Was wären die Alternativen?“ Indem Sie scheinbar unverbindlich laut überlegen, was wäre wenn, bringen Sie Ihr Publikum dazu, sich ernsthaft mit hypothetischen Wegen auseinanderzusetzen – auch wenn das eigentlich vom Tisch war.
  6. Die Vorwegnahme von Kritik: „Was spräche gegen meinen Vorschlag? Erstens…“ Sehr nützlich, wenn Sie wissen, dass eine Flut von Gegenargumenten auf Ihren Vorschlag einprasseln wird. Nehmen Sie Ihren Gegnern den Wind aus den Segeln, indem Sie im Voraus alle Contra-Punkte widerlegen, ohne zu belehren.
  7. Der Pausenfüller: „Wie lautet das vorläufige Fazit meines Vortrags bis hierhin?“ Falls Sie kurzfristig den Faden verloren haben, kann eine rhetorische Frage helfen, Zeit zu gewinnen, ohne Ihren Blackout zu offenbaren. Was sonst noch gegen Blackouts hilft, lesen Sie hier.

Fazit

Kaum ein rhetorisches Stilmittel ist so bekannt wie die rhetorische Frage. Deswegen ist sie aber keineswegs ausgelutscht. Im Gegenteil: Sie ist deshalb so bekannt, weil sie so vielseitig ist wie kaum ein anderes Mittel der Rhetorik.

Sie gewinnt Aufmerksamkeit für Sie, trägt Emotionen und Spannung in Ihre Ausführungen und lenkt sanft die Richtung von Gesprächen oder Vorträgen dahin, wohin Sie es wollen.

Gibt es eine effektivere Maßnahme für den Rede-Erfolg als die rhetorische Frage? Falls Ihnen eine einfällt, schreiben Sie sie in die Kommentare. Wir sind gespannt.

 

Bild: ediathome / pixelio.de



Schreibe einen Kommentar