Der größte Fehler, den Sie als Redner machen können – und warum er Sie so viel kostet

Gute Rhetorik ist unglaublich komplex. Es gibt so viel, auf das Sie achten müssen. Es gibt so viel, das schief gehen kann. Plus die Aufregung vor dem Rede-Aufritt. Und was ist mit einer Frage aus dem Publikum?

Einzeln betrachtet, wiegt keines dieser Probleme den größten Fehler auf, den Sie als Redner machen können – denn er umfasst alle diese Probleme (und noch einige mehr). Und das ist er: keine oder schwache Rede-Vorbereitung. Und so machen Sie’s richtig:

Warum die Vorbereitung so zentral ist

Was Sie in der Vorbereitung auf eine Rede oder Präsentation versäumt haben, können Sie selten mit einem noch so guten Präsentations-Stil wettmachen. Wie oben gesagt: Gute Rhetorik ist kompliziert.

Und eine gute Vorbereitung reduziert die Komplexität, sodass Sie mit ihr umgehen können. Um jemanden zu überzeugen, haben Sie nicht viel Zeit. Warum also Zeit mit schwachen Argumenten vertrödeln? Im Raum hat’s gar keinen Beamer – und das, obwohl Sie eine PowerPoint vorbereitet haben…

Vorbereitung gibt Ihnen die Chance, das überzeugendste Argument zu finden, alle Eventualitäten des Vortrags gedanklich durchzuspielen und Ihren Vortrag mehrmals zu proben. Wer sich das durch die Lappen gehen lässt, fordert das Glück unnötig heraus. (Selbst bei Stegreif-Reden tut sowas niemand, denn auch auf die kann man sich vorbereiten).

Wie eine gute Vorbereitung aussieht, breiten wir jetzt aus:

Finden Sie die besten Argumente – je nach Publikum

Es gibt nicht das eine Argument, dass jeden von einer Sache überzeugt. Jedes Argument hat nur so viel Wert, wie das Publikum ihm beimisst. Wenn’s dumm läuft, misst das eine Publikum Argument A, das andere Publikum Argument B mehr Gewicht bei.

Überlegen Sie also immer genau, vor welchem Publikum Sie reden. Was deren Hauptinteressen und Hauptziele sind. Welche Position sie innehaben, wie alt sie sind. Welche Einstellungen die Leute haben, vor allem zu der Sache, die Sie vertreten.

Achten Sie dabei auch auf die Zeit. Besser, Sie entwickeln ein oder zwei Argumente tiefgreifend als dass Sie zehn Stück bringen, aber keines richtig ausformulieren können, weil Ihnen die Zeit davon läuft. Markieren Sie deshalb Ihre Argumente mit „muss rein“, „sollte rein“, „kann rein“. Je weniger Zeit Sie haben, desto mehr Argumente können Sie spontan ausfallen lassen – nur die Kategorie „muss rein“, die sollten Sie unbedingt nennen.

Was Sie bei der Argumentation sonst noch beachten sollten, haben wir hier gesammelt.

Bringen Sie eine klare Struktur in den Vortrag

Sie können den Wert eines Arguments steigern, indem Sie es an die richtige Stelle setzen. Außerdem erleichtern Sie Ihren Zuhörern, Ihren Ausführungen zu folgen. Wer die Leute bei der Verständlichkeit verliert, wird sie nie überzeugen können.

Diese Strukturen bieten sich an:

  • Die Situations-Lösungs-Formel: Was ist das Problem? Wie stellt es sich dar? Welche Lösungen bieten sich an? Welche davon ist die Beste?
  • Chronologie: Sie gehen von Anfang bis Ende durch das Ereignis, das Sie besprechen. Oder umgekehrt. Beides ist intuitiv und nachvollziehbar.
  • Einleitung, Pro-Argumente, Contra-Argumente, Schluss: das klassische Rede-Schema. Contra-Argumente widerlegen zu können, ist besonders überzeugend, weil Sie den Leuten ihre Einwände nehmen, bevor diese geäußert werden können. Beachten Sie aber die Zeit!

Widerstand vs. Potential: Was nützt, was schadet mir?

Eine der wichtigsten Überlegungen der Rhetorik ist die Widerstands-Potential-Analyse. Betrachten Sie jede Situation, in der Sie reden müssen, genau und fragen Sie sich bei der Analyse der einzelnen Komponenten:

  • Kann mir das nützen?
  • Kann mir das schaden?

Gerade hier ist Vorbereitung zentral. Ein klassischer Widerstand ist die Zeit, zu der Sie reden. Kommen Sie als Nummer Sieben in der Vortragsliste dran, wird die Aufmerksamkeit Ihre Publikums ebenso in den Keller gehen, wie wenn Sie zu lange reden.

Technik und Raum vorab checken

Ein weiterer klassischer Widerstand ist die Technik. Entweder ist die benötigte Technik nicht vor Ort oder sie geht kaputt. Schön blöd, wenn man sich ausschließlich auf sie verlassen hat. Finden Sie im Vorfeld heraus, welche Technik verfügbar ist – und wie gut sie ist.

Wenn der Beamer nur schwach ist, wird Ihre PowerPoint vielleicht unleserlich dargestellt. Da wäre es besser, den eigenen Beamer mitzubringen oder auf PowerPoint ganz zu verzichten.

Haben Sie grundsätzlich einen Plan B parat: Ersatz-Technik oder die Vorbereitung, die Präsentation auch ohne Technik abliefern zu können.

Machen Sie sich auch mit dem Rede-Ort bekannt. Sie sind dann während des Vortrags viel entspannter, weil Ihnen der Raum vertraut ist. Außerdem können Sie sich auf architektonische Eigenschaften einstellen, wie die Akustik oder Säulen, die u. U. die Sicht versperren.

Das Wertvollste, um sicher zu präsentieren: Übung

Je öfter Sie Ihren Vortrag im Vorfeld proben, desto souveräner präsentieren Sie. Keine Frucht mehr, den Inhalt zu vergessen. Kein Gehader mit Worten, Gesten oder der ewigen PowerPoint-Frage: Kommt jetzt die nächste Folie dran?

Für Sie persönlich ist Übung in zweierlei Hinsicht gut: Erstens, sind Sie beim Reden entspannter, weil der geprobte Vortrag aus dem Handgelenk kommt. Zweitens, Sie werden allgemein zu einem besseren Redner. Rhetorik ist auch viel Übung: je mehr Erfahrung, desto besser ist ein Redner.

All diese Faktoren steigern Ihre Überzeugungskraft.

Fazit

Die Zeit, die Ihnen vor einem Vortrag gegeben wird, nicht zur intensiven Vorbereitung zu nutzen, ist der größte Fehler, den Sie machen können. Darunter wird die Qualität Ihrer Argumente leiden, Sie werden unsicher präsentieren und damit nicht nur Ihren Rede-Erfolg ruinieren, sondern auch noch für sich selbst den Vortrag zur Qual machen.

Nutzen Sie die Vorbereitungszeit. Denn nur wer nicht überzeugen will, bereitet seinen Vortrag nicht vor.

 

Bild: JMG / pixelio.de

 



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